„Wie würden Sie das gekaufte Produkt bewerten?“ Nach jedem Online-Kauf erreichen uns solche Bewertungsanfragen der Versandhändler. Wir vergeben Sternchen zur Produktqualität, Lieferzeit und, und, und. Das soll das Kauferlebnis für andere Kunden transparenter machen. Online-Shooting-Star Zalando hat dieses Bewertungs-Prinzip auf die eigenen Mitarbeiter übertragen. Mitarbeiter bewerten sich gegenseitig und anonym. Die Software teilt Mitarbeiter dann in drei Gruppen ein: Low, Good und Top Performer. Eine Diskussion ist entbrannt: Sind damit nicht die ethischen Grenzen der Digitalisierung erreicht?
Online-Händler Zalando rechtfertigt sein Vorgehen
Online-Händler Zalando versteht den Trubel nicht recht. Seinen Mitarbeitern verkauft er das konzerneigene Arbeitnehmer-Bewertungs-Tool als Hilfe zur Selbstoptimierung. Diese empfinden es dagegen eher als Stasi-Methode. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die am Mittwoch, 20. November 2019, vorgestellt wurde.
Zwar wurden dafür nur zehn Zalando Mitarbeiter befragt, für die Autoren wird dennoch ein Problem sichtbar. Das System berge die Gefahr, dass sich alle ständig überwacht fühlen. Der Eindruck komme auf, man dürfe nie auch nur den geringsten Fehler machen. Unterm Strich führe das zu einer Kultur des Misstrauens. Soweit die Sicht der Hans-Böckler-Stiftung.
Das offizielle Pressestatement von Zalando
Zalando hält dagegen und verkündet in einer offiziellen Pressemitteilung: „Als führendes europäisches Tech-Unternehmen, das weltweit die besten Talente anzieht, weiß Zalando, dass eine gesunde und faire Feedbackkultur sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte weiterbringt. Ein Performance-Management System ist daher ein wichtiger Bestandteil unseres Talentmanagements, mit dem Zalando Mitarbeitern und Führungskräften gleichermaßen die Möglichkeit gibt, sich 360°-Feedback einzuholen und zu geben. Solche Systeme gehören zum Standard von modernen DAX- und MDAX Unternehmen und werden bereits seit Jahrzehnten in fortschrittlichen internationalen Unternehmen angewandt.“
Lassen wir das an dieser Stelle einfach mal so stehen. Völlig unabhängig davon, ob die Studie nun im Detail zutrifft oder nicht – sie zeigt doch noch etwas ganz anderes: Offensichtlich gibt es in Unternehmen derzeit ein sehr grundsätzliches Problem. Während Betriebe im Moment digitalisieren, was nur zu digitalisieren geht, wächst auf Mitarbeiterseite die Angst, bald nur noch der Sklave der eingeführten Technik zu sein.
Hatte Orwell Recht? Kommt der totale Überwachungsapparat?
Nicht ganz zu Unrecht, haben Arbeitnehmer den Eindruck, der Orwellsche Überwachungsapparat aus dessen Roman „1984“ rücke zunehmend aus der Ecke der Utopie in Richtung Realität. Denken wir nur an China. Hier wird schon lange das Verhalten der Bürger mit Kameras erfasst, mit einer Software ausgewertet und bewertet.
Und nun gibt es auch hierzulande Fälle, die sich in der Arbeitswelt das System von Beobachtung, Kontrolle und Bewertung für das hauseigene Performance Management zunutze machen. Wer so etwas einführt, muss sich die Frage gefallen lassen: Was passiert, wenn das System falsch ausgelegt wird und wirklich jeder falsche oder als falsch empfundene Ton zu einem Negativeintrag führt, der über Aufstiegschancen und Gehalt entscheidet? Ist das wirklich noch die viel gepriesene Transparenz digitaler Systeme, die eigentlich zu mehr Gleichberechtigung führen soll?
Digitalisierung? Ja, aber bitte mit Sinn und Verstand!
Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin ein absoluter Befürworter der Digitalisierung. Aber nur, wenn sie mit Sinn und Verstand und vor allem menschenzentriert umgesetzt wird. Unternehmen dürfen meines Erachtens eine wichtige Grenze nicht überschreiten. Es ist nichts daran auszusetzen, wenn Roboter eingesetzt werden, um wiederkehrende Routinen zu erledigen und die Ressource Mensch damit zu entlasten. Kritisch wird es aber, sobald die Ressource Mensch zum Spielball der digitalen Systeme wird.
Künstliche Intelligenzen und digitale Tools können und dürfen die menschliche Urteilskraft nicht ersetzen. Doch immer wieder belehren uns die Medien, dass wir Gefahr laufen, dass genau das passiert. Ein jüngeres Beispiel ist etwa eine maschinelle Personalauswahl-Technologie, die Telefoninterviews eines Sprachbots mit Bewerbern für die Erstellung psychologischer Profile heranzieht.
Wenn der Roboter Bewerber identifiziert
Anhand des Sprachtempos, der Stimmhöhe und anderen Parametern erstellt das Tool ein Persönlichkeitsprofil. Binnen Minuten soll so die Antwort auf die Frage aller Fragen gefunden werden: Passt der Kandidat zum Unternehmen? Dabei drehen sich viele Fragen, die der Sprachbot in dem etwa 15-minütigen Interview stellt, nicht einmal um Berufliches. Stattdessen sollen Talente etwa den Ablauf eines typischen Sonntags beschreiben. Der Roboter hakt außerdem nach: „Wie war Ihr letzter Urlaub?“
Unter Experten ist das Verfahren als höchst umstritten – die wissenschaftlichen Grundlagen, auf deren Basis die Analyse durchgeführt wird, gelten als eher dürftig. Die Macher solcher Tools werben hingegen damit, dass Führungskräfte damit nicht mehr in die Falle der „unconscious Bias“ tappen. Damit sind die vielen kleinen Vorurteile und Klischees á la „Blondinen sind von Haus aus doof“ gemeint, die jeder von uns unbewusst verinnerlicht hat.
Wann geht Digitalisierung zu weit?
Diese Klischees führen häufig zu einer falschen Einschätzung anderer Personen. In der Personalauswahl kann das zur Folge haben, dass Unternehmen den falschen Bewerbern den Vorzug geben. Mit dem richtigen digitalen Gadget soll das vorbei sein. Zugunsten einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit. Und so erobern nicht nur in der Personalbeschaffung immer mehr Systeme den Markt, die die verheißungsvolle Wende in so ziemlich allen Leadership- und Personalangelegenheiten versprechen. Nicht immer ist den Machern hinter den Tools allerdings ein unbedingt moralischer Anspruch zu unterstellen.
Für den Verbraucher wird es immer schwerer zu unterscheiden: Was ist noch seriös? Wie weit springe ich auf den Digitalisierungszug auf, wo steige ich wieder aus und verlasse mich auf mein Bauchgefühl? Dieses hat ja auch über Jahre hinweg zu recht zuverlässigen Ergebnissen geführt. Hier die richtige Entscheidung zu treffen, ist zweifellos eine immense Herausforderung.
Fazit
Ich habe dazu eine klare Einstellung: Im Bereich des Feedbacks, kann der Einsatz digitaler Tools eine zusätzliche Facette sein, die aber nicht für sich alleine stehen dürfen. Die Aufgabe von Führungskräften ist und bleibt es Mitarbeiter zu coachen, Ideen zu hören, zu bewerten und im Team umzusetzen. Dazu müssen sie sich mit ihnen unterhalten und vor Ort sein, statt kalte Kameralinsen auf sie zu richten. Digitale Tools ersetzen keine Führungsarbeit!
LESE-TIPP
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EVENT-TIPP
Das Event für Entscheider Digital Leadership Summit 18.6.2020
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Arbeit, die Kommunikation und auf Firmen-Prozesse? Wie beeinflusst sie Führung, Personalmanagement und Unternehmensstrategien? Antworten gibt es beim Digital Leadership Summit am 18. Juni 2020 bei Diskussionen und Keynotes mit Top- Speakern aus der Wirtschaft. Sie plaudern aus dem Nähkästchen und zeigen Ihnen, wie Sie die digitale Transformation erfolgreich umsetzen.
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Coronavirus: Die Kraft der Krise nutzen
/in Allgemein, Führung& Kultur, Strategie& Struktur /von Ursula VrankenDas Coronavirus breitet sich in Deutschland rasant aus. In den kommenden Wochen wird es keine Veranstaltungen geben, Firmen entsenden ihre Mitarbeiter reihenweise ins Home-Office, Schulen und Kindergärten sind dicht. Hinzu kommen die aktuellen Nachrichten von den Kurseinbrüchen des DAX und der massiven wirtschaftlichen Schieflage, in die China wegen des Virus geraten ist. Während der eine Unternehmenslenker angesichts dieser Szenarien die wirtschaftliche Apokalypse nahen sieht, ergreifen Vordenker jetzt die Chancen, die jede Krise bietet. Weiterlesen
Zum 100. Geburtstag des Betriebsrätegesetzes: Ergraute Eminenz
/in Allgemein, Empowerment & New Work, Führung& Kultur /von Ursula VrankenFebruar 1920 schlug die Geburtsstunde des Betriebsrätegesetzes. Zum 100. Geburtstag stellen wir uns die Frage: Ist der Senior unter den Gesetzen nicht inzwischen in die Jahre gekommen? Unser Eindruck: Gerade in agilen Umfeldern sind zeitgemäßere Formen der betrieblichen Mitbestimmung gefragt. Wir haben dazu mit Experte Dr. Hagen Lesch, Leiter des Kompetenzfelds Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), gesprochen. Weiterlesen
Sandwich-Manager ohne Support – wer unterstützt die Mitte?
/in Empowerment & New Work, Führung& Kultur /von Ursula VrankenWir alle sollen agiler und autonomer miteinander arbeiten. Das heißt zum Beispiel, dass Teams neue Ideen oder bestehende Herausforderungen nicht mehr mit ihrem Vorgesetzen besprechen, sondern untereinander. Wahlweise auch direkt mit dem Kunden. Stellt sich die Frage: Was macht der Teamleader eigentlich dann noch? Keine Sorge: Der wird auch künftig alle Hände voll zu tun haben. Allerdings ändert sich die Rolle der so genannten Middle-Manager oder Sandwich-Manager gerade massiv. Und jede Veränderung im Unternehmen setzt eigentlich Führungsarbeit voraus. Doch leider geht die Führung von Führungskräften allzu oft in Unternehmen gegen Null. Das kann fatale Konsequenzen haben. Weiterlesen
Sandwich-Manager im agilen Netzwerk – was bleibt übrig von der Macht?
/in Allgemein, Führung& Kultur /von Ursula VrankenSandwich-Manager haben keinen leichten Job – die Firmen wandeln sich, das Top-Management fordert neue Arbeitswelten. Alles soll digitaler, agiler und vernetzter werden. Richten soll‘s die mittlere Führungsebene. Das sorgt oft für Bedenken, Widerstände und „Bei-uns-nicht-Argumente“. Aber Hand aufs Herz: Diese sind nicht immer fachlich bedingt, richtig? Sie gründen auch auf existentiellen Sorgen: Die Angst der Sandwich- Manager ist groß, dass sie innerhalb der neuen Netzwerkstrukturen ihre Rolle komplett überdenken müssen oder sogar überflüssig werden. Weiterlesen
Betriebsrat: SPD will nur Startups mit BR fördern
/in Allgemein, Strategie& Struktur /von Ursula VrankenDie Berliner SPD hat kürzlich für ein Rauschen im Blätterwald gesorgt. Sie will die staatliche Startup-Förderung an „Kriterien guter Arbeit“ koppeln. Zu diesen gehört nach Meinung der Arbeiterpartei unbedingt das Vorhandensein eines Betriebsrats. Kritiker schlagen Alarm. Sie warnen: Die Pflicht zum Betriebsrat wäre für viele förderungswürdige Startups das sichere Aus.
SPD will Startups zu einem Betriebsrat verpflichten
Die Berliner Sozialdemokraten haben sich die Förderbedingungen von Startups zur Brust genommen und wollen durchboxen, dass staatliche Gelder zum Beispiel nur dann ausgezahlt werden, wenn in den Unternehmen ein Betriebsrat (BR) die Interessen der Arbeitnehmer vertritt. Die Idee dahinter ist gewiss ehrenhaft: Mehr Mitbestimmung und mehr Partizipation der Mitarbeiter.
Bedenkt man aber, aus welcher Zeit das Konstrukt des Betriebsrats kommt, wird schnell klar: Das Prinzip deckt sich nur wenig mit den Mitarbeiterbedürfnissen in Startups. Der BR ist eine Einrichtung, die Ende des 19. Jahrhunderts angedacht wurde, um etwa die Arbeitsbedingungen für Arbeiter in Fabriken zu stärken. Dies nun als Pflicht quasi staatlich aufzudrücken, erscheint an sich schon abenteuerlich.
Betriebsrat – ein historisches Instrument zur Stärkung der Arbeiterrechte
Doch Mitarbeiter in Startups sind nicht mit Arbeitern einer Fabrik zu vergleichen. In diesen Umfeldern wird das Thema Mitarbeiterbeteiligung völlig anders interpretiert. Hier geht es darum, Mitarbeiter zu Mitgestaltern der Unternehmensstrategie zu machen und gemeinsam Entscheidung zu treffen, wie man sich in Zukunft ausrichten will. Das berührt natürlich auch Fragen der Arbeitsplatzorganisation, der Arbeitsbedingungen und der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen. Aber zum Mitgestalten gehört eben auch sich nicht einen BR vorschreiben zu lassen.
Berliner SPD: Aus der Zeit gefallen
Die Berliner SPD sieht das offenkundig anders und wirkt damit irgendwie aus der Zeit gefallen. Kritiker bezeichnen den Vorstoß aber nicht nur „altbacken“. In ihren Augen ist er schlicht gefährlich. Erhielte die SPD grünes Licht, würde kaum ein Startup mehr Förderungen des Landes Berlin erhalten.
Davon ist Geschäftsführer Christoph Stresing vom Startup-Verband überzeugt, wie er gegenüber Business Insider sagt: „Die Konsequenzen für den Startup-Standort wären katastrophal, Berlin würde seinen Jobmotor verlieren und die erzielten wirtschaftlichen Erfolge wieder verspielen. Die SPD tut daher gut daran, von diesen Überlegungen schnell Abstand zu nehmen. Allein Diskussionen über die Einführung solcher neuen Restriktionen führen zu Verunsicherung und fügen der Reputation der Startup-Hauptstadt vermeidbaren Schaden zu.“
Betriebsrat in Startups: Das sagt Investor Frank Thelen
Auch auf dem Businessnetzwerk LinkedIn gab es heftigen Gegenwind. Deutlich formulierte Investor und Startup Kenner Frank Thelen seine Meinung dazu „…Kein Sachverstand, populistisch, blind verteilen, anstatt aktiv zu gestalten...). Aber auch Joe Kinze, Managing Director und Art Director der plan-j GmbH, findet den Vorstoß der SPD zum Beispiel völlig wiedersinnig: „Wenn ein Startup so gut ist, dass sie von Globalplayer subventioniert oder übernommen werden, sollten zeitgemäße Arbeitsbedingungen selbstverständlich sein. Wenn ein Betriebsrat Thema wird, dann ist ein Startup sicherlich schon so sattelfest (oder mies geführt), dass der Begriff Startup schlicht falsch ist.“
Alternative Gremien der Mitarbeitermitbestimmung gut für Startups
Einen eher vermittelnden Ansatz äußert hingegen Dr. Nari Kahle, die die Abteilung für soziale Nachhaltigkeit & xStarters bei der Volkswagen AG leitet. Sie findet: „Dass auch bei Startups zukünftig stärker auf gute Arbeit und gute Arbeitsbedingungen geachtet werden soll, ist eine spannende Überlegung. Trotzdem sollten Startups selbst entscheiden dürfen, wie sie dies umsetzen möchten.“
Kahle hat Recht sagt Ursula Vranken, CEO des IPA Instituts denn sie findet jedes Werkzeug schlecht, dass Unternehmern und Mitarabeitern einfach übergestülpt wird. Ein Tool von der Stange wird nie so gut funktionieren wie ein Tool, das maßgeschneidert ist. Aus unserer Erfahrung ist daher gerade im sehr speziellen Startup-Umfeld ein klassisch agierender BR nicht das Mittel der Wahl.
Das heißt aber nicht, dass es in Startups nicht längst andere Formen der Mitbestimmung gäbe. Immer mehr Unternehmen – und zwar nicht nur Startups- setzen auf eine maßgeschneiderte Mitarbeitervertretung die konkret und indiduell zum Unternehmen passt. Einen Kulturrat oder Mitabeiterboard genannt ist zum Beispiel ein Gremium bei dem alle Bereiche und Ebenen eingebunden sind, auf Augenhöhe und konsensorientiert agieren. Diese Gremien werden von Anfang an beim Gründen Ihres Boards miteinbezogen und agieren auf Augenhöhe mit den Unternehmern. Denn das ist es, was Mitarbeiterbeteiligung ausmacht: Ein funktionierendes Miteinander und nicht die Ellenbogenmentalität von anno dazumal.
Sie wollen mehr wissen zum Thema Betrieb ohne Betriebsräte? Hier gibt es mehr Infos:
Digital Leadership hautnah (Teil 6): Talent Management- Sch… auf die Schwächen
/in Allgemein, Führung& Kultur /von Ursula VrankenWelche Fähigkeiten brauchen Mitarbeiter in Zeiten, in denen uns Algorithmen und Maschinen immer mehr Aufgaben abnehmen? Wie können Digital Leader sie anleiten, ihre Stärken am besten zu entdecken und zu entfalten? Das hat sich auch unser Digital Leader Jan, den wir schon seit Monaten begleiten, gefragt und nach dem optimalen Weg in puncto Talent Management gesucht. Er ist fündig geworden und durchläuft mit seiner Mannschaft ein virtuelles Coaching, das ungeahnte Stärken zum Vorschein bringen wird. Weiterlesen
Feedbackinstrumente- was taugen 360 Grad & Peer Feedback
/0 Kommentare/in Allgemein, Empowerment & New Work, Führung& Kultur /von Ursula VrankenFeedback ist wichtig darüber sind sich schnell alle einig. Aber Praktiker wissen auch Feedback geben ist schwer, Feedback annehmen ist noch schwerer und eine gute Feedback-Kultur im Unternehmen aufzubauen ist viel Arbeit und dauert.
Für die Unternemenskultur ist Feedback unendlich wichtig und hat schlußendlich großen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens.
Prinzip Freiwiligkeit
Doch wie gehen wir mit Feedback um, welche Art von Feedback gibt es und welche Potentiale bietet gutes Feedback. Neue digitale Tools machen die Handhabung oftmals einfacher, aber Vorsicht ist geboten. Damit Feedback seine Wirkung entfaltet braucht es ein paar Regeln und diese heißen in erstet Linie: Feedback muss freiwillig und sanktionsfrei sein. Überall da wo z.B. Peer-Feedback den Eindruck hinterlässt, dass es zur Bewertung oder Beurteilug herangezogen wird (wie es jüngst bei einem großen Online Händler diskutiert wurde)
Der Kunde ist Feedback-König
Grundsätzlich sind Menschen aber bereit Feedback zu geben, wenn sie den Eindruck haben damit etwas bewirken zu können und der Feedbackvorgang schnell und einfach funktioniert. Davon leben Amazon, AirBnB, Check 24 und viele andere Portale. Sie machen es uns einfach, unsere Meinung mit wenigen Klicks kund zu tun. Im Gegenzug helfen uns die vielen Bewertungen bei der eigenen Entscheidungsfindung, wie z.B. bei der Auswahl des richtigen Hotels für unseren nächsten Urlaubstrip.
Feedback muss einfach und unmittelbar sein
Feedback ist inzwischen allgegenwärtig, mit Hilfe von Smart Phones sind wir in der Lage immer und überall Services, Produkte, Hotels, Bücher und vieles mehr zu bewerten. Studien zeigen, dass direktes Feedback um 40 Prozent präziser und verlässlicher ist, als die Meinung, die erst nach 24 Stunden eingeholt wird. Damit hilft Feedback uns selbst oder unsere Dienstleistung zu verbessern. Feedback ist wertvoll und nützlich.
Und was heißt das für Führung und Zusammenarbeit?
Feedback ist in der Personalführung eigentlich ein „alter Hut“. Führungskräfte geben Mitarbeitern im Jahresgespräch Feedback zu Leistung und Verhalten und daraus folgt nicht selten die Bonuszahlung. Das alleine reicht aber nicht mehr. In einer Zeit stetiger Veränderung brauchen wir mehr zeitnahes und vor allem umfängliches Feedback. Führungskräfte müssen mehr Feedback geben, aber auch mehr erhalten.
Peer-to-Peer und 360-Grad-Feedback im Aufwind für agiles Arbeiten
Agile Zusammenarbeit basiert auf intensiver Kommunikation und Kooperation. Feedback von Kollegen (Peers), Mitarbeitern, Freelancern oder Kunden wird zur unverzichtbaren Wissensquelle. Wer schnell lernen will, braucht qualifizierte Rückmeldung, um frühzeitig Fehler oder Störungen im System zu erkennen und zu beheben. Genau deswegen gehören Feedbackinstrumente, wie das Peer-to-Peer oder 360-Grad-Feedback, in den Werkzeugkoffer moderner Unternehmen. Denn es gilt: Fail fast- suceed faster.
Lesetipp
Lesen Sie die Beiträge von Heiko Fischer (Resourceful Humans) zum Peer-Feedback und Frank Scheelen (Scheelen AG) zum 360- Grad Feedbackim IPA Institutsbrief hier.
Personalauswahl: Big Brother is watching you
/in Allgemein /von Ursula VrankenKünstliche Intelligenz und schlaue Algorithmen erleben in der Personalauswahl einen Boom. Doch nicht alles, was smart und digital daherkommt, ist auch sinnvoll. Weiterlesen
Die Akte Zalando: Wie viel Überwachung ist erlaubt?
/in Führung& Kultur /von Ursula Vranken„Wie würden Sie das gekaufte Produkt bewerten?“ Nach jedem Online-Kauf erreichen uns solche Bewertungsanfragen der Versandhändler. Wir vergeben Sternchen zur Produktqualität, Lieferzeit und, und, und. Das soll das Kauferlebnis für andere Kunden transparenter machen. Online-Shooting-Star Zalando hat dieses Bewertungs-Prinzip auf die eigenen Mitarbeiter übertragen. Mitarbeiter bewerten sich gegenseitig und anonym. Die Software teilt Mitarbeiter dann in drei Gruppen ein: Low, Good und Top Performer. Eine Diskussion ist entbrannt: Sind damit nicht die ethischen Grenzen der Digitalisierung erreicht?
Online-Händler Zalando rechtfertigt sein Vorgehen
Online-Händler Zalando versteht den Trubel nicht recht. Seinen Mitarbeitern verkauft er das konzerneigene Arbeitnehmer-Bewertungs-Tool als Hilfe zur Selbstoptimierung. Diese empfinden es dagegen eher als Stasi-Methode. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die am Mittwoch, 20. November 2019, vorgestellt wurde.
Zwar wurden dafür nur zehn Zalando Mitarbeiter befragt, für die Autoren wird dennoch ein Problem sichtbar. Das System berge die Gefahr, dass sich alle ständig überwacht fühlen. Der Eindruck komme auf, man dürfe nie auch nur den geringsten Fehler machen. Unterm Strich führe das zu einer Kultur des Misstrauens. Soweit die Sicht der Hans-Böckler-Stiftung.
Das offizielle Pressestatement von Zalando
Zalando hält dagegen und verkündet in einer offiziellen Pressemitteilung: „Als führendes europäisches Tech-Unternehmen, das weltweit die besten Talente anzieht, weiß Zalando, dass eine gesunde und faire Feedbackkultur sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte weiterbringt. Ein Performance-Management System ist daher ein wichtiger Bestandteil unseres Talentmanagements, mit dem Zalando Mitarbeitern und Führungskräften gleichermaßen die Möglichkeit gibt, sich 360°-Feedback einzuholen und zu geben. Solche Systeme gehören zum Standard von modernen DAX- und MDAX Unternehmen und werden bereits seit Jahrzehnten in fortschrittlichen internationalen Unternehmen angewandt.“
Lassen wir das an dieser Stelle einfach mal so stehen. Völlig unabhängig davon, ob die Studie nun im Detail zutrifft oder nicht – sie zeigt doch noch etwas ganz anderes: Offensichtlich gibt es in Unternehmen derzeit ein sehr grundsätzliches Problem. Während Betriebe im Moment digitalisieren, was nur zu digitalisieren geht, wächst auf Mitarbeiterseite die Angst, bald nur noch der Sklave der eingeführten Technik zu sein.
Hatte Orwell Recht? Kommt der totale Überwachungsapparat?
Nicht ganz zu Unrecht, haben Arbeitnehmer den Eindruck, der Orwellsche Überwachungsapparat aus dessen Roman „1984“ rücke zunehmend aus der Ecke der Utopie in Richtung Realität. Denken wir nur an China. Hier wird schon lange das Verhalten der Bürger mit Kameras erfasst, mit einer Software ausgewertet und bewertet.
Und nun gibt es auch hierzulande Fälle, die sich in der Arbeitswelt das System von Beobachtung, Kontrolle und Bewertung für das hauseigene Performance Management zunutze machen. Wer so etwas einführt, muss sich die Frage gefallen lassen: Was passiert, wenn das System falsch ausgelegt wird und wirklich jeder falsche oder als falsch empfundene Ton zu einem Negativeintrag führt, der über Aufstiegschancen und Gehalt entscheidet? Ist das wirklich noch die viel gepriesene Transparenz digitaler Systeme, die eigentlich zu mehr Gleichberechtigung führen soll?
Digitalisierung? Ja, aber bitte mit Sinn und Verstand!
Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin ein absoluter Befürworter der Digitalisierung. Aber nur, wenn sie mit Sinn und Verstand und vor allem menschenzentriert umgesetzt wird. Unternehmen dürfen meines Erachtens eine wichtige Grenze nicht überschreiten. Es ist nichts daran auszusetzen, wenn Roboter eingesetzt werden, um wiederkehrende Routinen zu erledigen und die Ressource Mensch damit zu entlasten. Kritisch wird es aber, sobald die Ressource Mensch zum Spielball der digitalen Systeme wird.
Künstliche Intelligenzen und digitale Tools können und dürfen die menschliche Urteilskraft nicht ersetzen. Doch immer wieder belehren uns die Medien, dass wir Gefahr laufen, dass genau das passiert. Ein jüngeres Beispiel ist etwa eine maschinelle Personalauswahl-Technologie, die Telefoninterviews eines Sprachbots mit Bewerbern für die Erstellung psychologischer Profile heranzieht.
Wenn der Roboter Bewerber identifiziert
Anhand des Sprachtempos, der Stimmhöhe und anderen Parametern erstellt das Tool ein Persönlichkeitsprofil. Binnen Minuten soll so die Antwort auf die Frage aller Fragen gefunden werden: Passt der Kandidat zum Unternehmen? Dabei drehen sich viele Fragen, die der Sprachbot in dem etwa 15-minütigen Interview stellt, nicht einmal um Berufliches. Stattdessen sollen Talente etwa den Ablauf eines typischen Sonntags beschreiben. Der Roboter hakt außerdem nach: „Wie war Ihr letzter Urlaub?“
Unter Experten ist das Verfahren als höchst umstritten – die wissenschaftlichen Grundlagen, auf deren Basis die Analyse durchgeführt wird, gelten als eher dürftig. Die Macher solcher Tools werben hingegen damit, dass Führungskräfte damit nicht mehr in die Falle der „unconscious Bias“ tappen. Damit sind die vielen kleinen Vorurteile und Klischees á la „Blondinen sind von Haus aus doof“ gemeint, die jeder von uns unbewusst verinnerlicht hat.
Wann geht Digitalisierung zu weit?
Diese Klischees führen häufig zu einer falschen Einschätzung anderer Personen. In der Personalauswahl kann das zur Folge haben, dass Unternehmen den falschen Bewerbern den Vorzug geben. Mit dem richtigen digitalen Gadget soll das vorbei sein. Zugunsten einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit. Und so erobern nicht nur in der Personalbeschaffung immer mehr Systeme den Markt, die die verheißungsvolle Wende in so ziemlich allen Leadership- und Personalangelegenheiten versprechen. Nicht immer ist den Machern hinter den Tools allerdings ein unbedingt moralischer Anspruch zu unterstellen.
Für den Verbraucher wird es immer schwerer zu unterscheiden: Was ist noch seriös? Wie weit springe ich auf den Digitalisierungszug auf, wo steige ich wieder aus und verlasse mich auf mein Bauchgefühl? Dieses hat ja auch über Jahre hinweg zu recht zuverlässigen Ergebnissen geführt. Hier die richtige Entscheidung zu treffen, ist zweifellos eine immense Herausforderung.
Fazit
Ich habe dazu eine klare Einstellung: Im Bereich des Feedbacks, kann der Einsatz digitaler Tools eine zusätzliche Facette sein, die aber nicht für sich alleine stehen dürfen. Die Aufgabe von Führungskräften ist und bleibt es Mitarbeiter zu coachen, Ideen zu hören, zu bewerten und im Team umzusetzen. Dazu müssen sie sich mit ihnen unterhalten und vor Ort sein, statt kalte Kameralinsen auf sie zu richten. Digitale Tools ersetzen keine Führungsarbeit!
LESE-TIPP
Auf dem laufenden bleiben mit dem IPA-Magazin für People Management – Das bringt Sie weiter!
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Das Event für Entscheider Digital Leadership Summit 18.6.2020
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Arbeit, die Kommunikation und auf Firmen-Prozesse? Wie beeinflusst sie Führung, Personalmanagement und Unternehmensstrategien? Antworten gibt es beim Digital Leadership Summit am 18. Juni 2020 bei Diskussionen und Keynotes mit Top- Speakern aus der Wirtschaft. Sie plaudern aus dem Nähkästchen und zeigen Ihnen, wie Sie die digitale Transformation erfolgreich umsetzen.
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Digital Leadership: Alles agil oder was?
/in Allgemein, Digital People Management, Führung& Kultur /von Ursula VrankenBjörn Schneider, Head of People & Organisation bei Hypoport, sprach beim letzten Digital Leadership Summit über das Thema Agilität. Hier zeigte er, dass er in diesem Gebiet mehr als nur theoretisches Buzzword-Bingo spielen kann. Wir konnten ihn für ein Experten-Interview zum Thema Agilität und Leadership gewinnen. Weiterlesen