Führung neu denken- Leipziger Führungsmodell – Interview mit Prof. Pinkwart
Wir sprachen mit Prof. Pinkwart, Professor für Innovationsmanagement und Entrepreneurship, bis vor kurzem Rektor der HHL Leipzig Graduate School of Management und nun
Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, über digitale Transformation, neue Anforderungen an Führungskräfte und das von ihm mitentwickelte Leipziger Führungsmodell.
Prof. Pinkwart warum brauchen wir ein neues Führungsmodell?
Die Digitalisierung führt zu einem grundlegenden Wandel der Funktionsbereiche der Führung – von der Organisation bis hin zur Kommunikation: Hierarchien werden flacher und Kommunikation direkter und schneller. Führungskräfte sehen sich aufgrund der disruptiven Kraft der Veränderungen veranlasst, eingefahrene Pfade zu verlassen und die Mitarbeiter für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu begeistern.
Zeiten grundlegenden Wandels erfordern mehr Führungskompetenzen
Dies gelingt ihnen am besten, wenn sie für eine offene Innovations-und Fehlerkultur eintreten und den Mitarbeitern eine überzeugende Idee der Unternehmensmission vermitteln können. Erst recht in Zeiten grundlegenden Wandels reichen Managementqualifikationen allein nicht aus um erfolgreich zu führen. Vielmehr gewinnen Führungskompetenzen und unternehmerische Eigenschaften ebenso an Bedeutung wie die Übernahme von Verantwortung gegenüber den Stakeholdern wie der Öffentlichkeit.
Teilbetrachtungen greifen zu kurz
Bisherige Führungsmodelle beantworten diese Fragen häufig aus dem engen Blickwinkel ihrer jeweiligen Teildisziplin, wie der Leadership-, der System- oder Managementtheorie, dem Entrepreneurship oder der Wirtschaftsethik. Angesichts der Komplexität der aktuellen Herausforderungen greifen Teilbetrachtungen jedoch zu kurz.
Was ist das Leipziger Führungsmodell?
Das Leipziger Führungsmodell will dazu beitragen, gute Führung mit Hilfe eines möglichst ganzheitlichen und dennoch einfach zugänglichen Orientierungs- und Handlungsrahmen zu erleichtern. Wir verzichten bewusst darauf, Werte oder Handlungsempfehlungen vorzugeben, sondern stellen dies in die besondere Verantwortung guter Führung, die wir in den Rahmen einer freien und sozialen Marktwirtschaft eingebunden sehen.
Kerndimensionen: Purpose – Unternehmergeist- Verantwortung- Effektivität
Von dort aus kommend stehen der Purpose des Unternehmens für den einzelnen, die Organisation und das Gemeinwesen im Zentrum des Modells. Er wird ebenso wie die beiden weiteren Dimensionen Unternehmergeist und Effektivität von der Verantwortung als vierter Dimension eingehegt.
Welche zentralen Herausforderungen haben Führungskräfte in Zeiten der digitalen Transformation?
Es ist ihre vornehmste Aufgabe sich selbst, ihre Führungsarbeit und ihr Unternehmen angesichts permanenten Wandels immer wieder neu infrage zu stellen, ständig dazu zu lernen und die Mitarbeiter und übrigen Stakeholder dafür zu begeistern, sich an der ständigen Erneuerung des Unternehmens mit Begeisterung zu beteiligen.
Was bedeutet gute Führung in Zukunft?
Den tieferen Sinn des Tuns und die den Handlungen zugrundeliegenden Werte mit den Mitarbeitern und Stakeholdern zu entwickeln und zu teilen.
Wie können Führungskräfte von dem Modell profitieren?
Gerade angesichts der hohen Komplexität und Schnelllebigkeit des Alltags kommt es für Führungskräfte darauf an, den Überblick und die innere Ruhe zu bewahren, die nötig sind, um ebenso schnell wie verantwortlich entscheiden und handeln zu können. Oder mit anderen Worten: Gute Führung braucht Orientierung. Dazu leistet das Leipziger Führungsmodell einen wichtigen Beitrag.
Herr Prof. Pinkwart, Herr Minister, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Weitere Leselinks:
digital-leadership-mehr-als-technik
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!