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Selbstorganisation zulassen!

Warum wir es oft viel zu gut meinen und dabei das Neu- und Anders- Denken verhindern.

Warum halten wir es nicht aus wenn sich Menschen, ob Mitarbeiter oder Kinder, selbst organisieren? In diesem Artikel möchte ich mit Ihnen über unsere Rolle als Eltern und Coaches reden, die der Rolle als Führungskraft in vielem nicht nachsteht.

Die Geschichte, die mich dazu trieb diesen Artikel zu schreiben, begann so:

Sonntagabend, die Mail kam von einer engagierten Mutter an die rund 25 Eltern der Klasse 8, die mein Sohn besucht. In der erfuhr ich, dass die „Kinder“ nun in das Tanzschulalter kämen und wir Eltern doch unsere Kinder (Alter zw. 14-15) nun langsam mal für den nächsten Herbst zum Kurs anmelden sollten. Man hätte bereits mit dem Inhaber der Tanzschule gesprochen, der gerne bereit sei einen solchen Kurs für die lieben Kleinen anzubieten. Der „Deal“ war quasi eingetütet, nur noch schnell den Namen und Mailadresse an die Tanzschule senden und schon könne der Kurs stattfinden.

Soweit so gut.

Ist es nicht wunderbar, wenn sich engagierte Eltern vorausschauend um das Leib und Wohl der Jüngsten kümmern? Ist es nicht zeitsparend und effizient, wenn ich nur den Namen meines Sohnes in die Liste eintragen muss und das Ganze dann seinen Lauf nimmt? Ist es nicht eine dankenswerte Initiative, wenn die Eltern das „Teamevent“ (Tanzkurs) schon abgestimmt und geplant haben?

Man könnte einfach „ja“ sagen. Aber das Ganze hat einen Haken. Und zwar einen ganz entscheidenden, auf den ich gleich noch zu sprechen komme.

Ich zeigte meinem Sohn also die Mail und fragte, ob denn in der Klasse über den Tanzkurs bereits gesprochen wurde und wer denn alles mitmachen würde.

Die Antwort: „Nein. Darüber haben wir nicht gesprochen und was soll das denn heißen, wir sind jetzt im Tanzschulalter? Wie kommen die darauf?“

OK, dachte ich, kann ja sein, dass er die Gespräche nicht mitbekommen hat und schrieb also an die Elterngemeinde, dass ich vorschlagen würde, dass die Klasse doch erst einmal unter sich abklären solle, wer denn in den Tanzkurs gehen will, bevor wir hier als Eltern voreilig das Heft in die Hand nehmen würden. Wir könnten ja dann immer noch, auf Wunsch der Klasse, aktiv werden.

Mein Vorschlag lautete übersetzt: lasst uns die „tanzschulreifen Kinder“ als Jugendliche ernst nehmen und darauf vertrauen, dass sie sich als Team besprechen und abstimmen – sich also selbst organisieren.

Ich war und bin tatsächlich der Meinung, dass Selbstorganisation auch in diesen scheinbaren Nebensächlichkeiten eine gute Übung für das (Berufs-) Leben ist.

Die elterlichen Reaktionen auf meinen Impuls waren eher bescheiden: die Selbstorganisation war kein Thema. Dafür aber gab es intensive Argumentationen, warum der Tanzkurs auch uns Eltern viel Spaß machen würde und man sich auf den Debütantenball 2018 freuen sollte.

Hm, das stimmte mich nachdenklich.
Um es noch mal deutlich zu sagen. Ich habe nichts gegen Tanzschulen, Debütantenbälle und schon gar nichts gegen engagierte Eltern.

Aber ich habe ein Problem damit, dass wir als Eltern oder auch als Führungskräfte, über die Köpfe der Betroffenen und Beteiligten die Deals schon einfädeln, noch bevor diese davon Kenntnis erlangen.

Auch wenn die Idee noch „so gut gemeint“ ist, so legen wir häufig schon die Handlungs- und Denkmuster fest, die dann Kinder (und im Betrieb Mitarbeiter) übernehmen sollen. Dahinter steht in die Regel die Erwartung: mach es so, wie ich es mir ausgedacht habe und gehe die bekannten und sicheren Trampelpfade. So eckst du nicht an, so bewegst du dich sicher in den unsicheren Gewässern.

Das aber ist der Haken, der Denkfehler.
Diese Art des (Vor-) Denkens reicht nicht für die Zukunft. Neue Welten entdeckt man nur durch neue Wege und Sicherheit ist eine Illusion.
Das schließt nicht aus, dass wir auch in Zukunft Rituale und Bräuche weiterhin pflegen, aber wir brauchen mehr.

Genauso wichtig aber ist es unsere Kinder für die Zukunft vorzubereiten. Auf eine Welt voller Veränderung und Unsicherheit, auf eine Welt in der ich jeden Tag hunderte von Entscheidungen treffen muss, auf eine Berufswelt, die heute noch keiner kennt, auf eine globale Ökonomie in der ich zunehmend „Entrepreneur meiner selbst“ bin und mich selbst und mein Netzwerk organisieren muss.

Deswegen wünsche ich mir mehr Aufforderung zur Eigeninitiative, zu mehr Kreativität und zu mehr Selbstorganisation.

Warum? Weil dadurch Lernen stattfindet und zwar diese Art von Lernen, die wir in einer vernetzten Welt so dringend brauchen. Es geht um die Entwicklung von sozial-methodischen und kommunikativen Kompetenzen, die wir auch als Schlüsselkompetenzen bezeichnen.

Es geht um #Entdecken #Experimentieren #Ermöglichen und #Entwickeln

Fazit und Lernauftrag:
Was also können Teams entdecken und lernen, wenn sie sich selbst organisieren?

Am Beispiel der Klasse:

  1. Positionierung als Team: Wie positionieren wir uns zu dem Thema „Tanzkurs“?
  2. Prioritäten setzen: Ist es uns wichtig ein solches Teamenvent gemeinsam zu machen?
  3. Lösungsalternativen finden: Welche andere Tanzschulen gibt es zu welchen Konditionen?
  4. Organisationstalent entwickeln: Wer würde sich um Organisation und Kosten kümmern?
  5. Ressourcen planen: Wer könnte uns bei dem Projekt unterstützen?
  6. Verantwortliche Rollen definieren: Welche Rolle übernimmt der/die Klassensprecher in der Diskussion?
  7. Entscheidungen treffen: Was machen wir jetzt wirklich? Wann fangen wir an zu handeln?

Und Sie sehen, das sind die Fragen, die sich jedes Team jeden Tag in Schule und Beruf stellen muss. Und die beste Art Antworten zu finden ist: Miteinander Reden und Lösungen selber aushandeln. Und das alleine macht schon Spaß und sorgt für die Übernahme von Verantwortung.

Und nun dürfen wir gespannt sein, was passiert in und mit der Klasse 8.

Und notfalls müssen die Eltern alleine tanzen gehen- auch das wäre ja eine schöne Kommunikationsübung.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Selbstorganisation und Teamarbeit in unserem IPA Institutsbrief.

Selbstorganisation kein Selbstläufer – 5 Tipps für Führungskräfte

Selbstorganisation- was tun, wenn es nicht läuft?

Hierarchische Führungsstrukturen sind von gestern, denn der mündige Mitarbeiter organisiert sich heute selbst. Digital Leadership ist das Gebot der Stunde, Partizipation, Freiheit und Vertrauen sind Kernheruasforderungen für Führungskräfte.  Was in der Theorie so simpel klingt, beschert in der Praxis doch mehr Mühe als gedacht: Was tun, wenn das versprochene Ergebnis nicht kommt, wenn das Team nicht „liefert“? Die Selbstorganisation aus den Rudern gerät? Wer sorgt dafür, dass Termine eingehalten werden? Und wer ist verantwortlich, wenn es nicht läuft? Unsere Tipps für die Führung von selbstorganisierten Teams:

1. Klare Ziele und viel Kommunikation

Team-Performance steigern, Arbeitsalltag effizienter gestalten, Innovationspotenzial erhöhen – Selbstorganisation ist kein Selbstzweck. Hüten Sie sich vor gut gemeinten Wohlfühlversprechen und kommunizieren Sie die Erwartungshaltung genauso wie die Vorteile für Ihr Team. Reden Sie mit dem Team, mit einzelnen Playern und versuchen heraus zu finden, wie sie das Team unterstützen können sich selbst zu organisieren. Aber Achtung: nicht die Führungskraft organisiert das Team- nein er /sie coacht das Team damit dieses seine eigene Lösung findet.

2. Führen Sie – gerade jetzt!

Es mag auf den ersten Blick paradox klingen, aber nehmen Sie Ihre Führungsaufgabe wahr. Denn Selbst-Organisation heißt nicht, dass alles von selbst läuft. Es braucht Coaching, Orientierung, aktives Zuhören und gute Fragen an das Team damit dieses zu sich selbst findet.

Machen Sie aber auch deutlich, dass Sie Ergebnisse und Entscheidungen brauchen .

3. Was darf, kann und will Ihr Mitarbeiter?

Schauen Sie sich Ihr Team aufmerksam an und überlegen Sie, ob alle Beteiligten wollen (motiviert sind), können (die richtigen Skills haben) – und dürfen (genügend Entscheidungs- und Handlungsspielraum haben). Seien Sie hier weder zu großzügig noch zu geizig, sondern vor allen Dingen realistisch in der Einschätzung Ihrer Mitarbeiter: Wo braucht der Einzelne – oder das Team – mehr Freiraum, wo mehr Motivation oder Förderung. Möglicherweise fehlt es einzelnen Mitarbeitern an notwendigen Kompetenzen, um den geänderten Erwartungen gerecht zu werden. Freiheit kann beflügeln, aber auch überfordern.

4. Lernkurve ausbauen- Fehlertoleranz entwickeln!

Wie steht es um Ihre persönliche Fehlertoleranz – und die innerhalb des Unternehmens? Schließlich geht es auch um Ihre Reputation im Unternehmen. Nehmen Sie Fehler als „Wasserstandsmelder“ oder noch besser als Chance etwas zu lernen: An welcher Stelle haben Sie dem Team zu wenige oder auch zu viel zugemutet, wo müssen Sie die Entscheidungskompetenz vorübergehend stärker selbst übernehmen?

Und wo sollten Sie im Hinblick auf die Motivation des Team aushalten, dass es noch nicht rund läuft?

Wo muss noch in Training und Entwicklung investiert werden?

 5. Loben Sie!

Oft unterschätzt: Die anerkennenden Worte des Chefs, Teamleiters oder Kollegen – möglichst konkret bezogen auf das, was toll geklappt hat. Eine wertschätzende Atmosphäre kostet nichts, ist aber für die Motivation Ihrer Mitarbeiter unbezahlbar.


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