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Quiet Quitting oder Zeit zu kündigen?

Quiet Quitting oder Zeit zu kündigen?

Es läuft besser als erwartet in deutschen Unternehmen. Der ifo Geschäftsindex steigt zum zweiten mal in Folge und die Rezession dürfte weniger tief ausfallen, als viele erwartet haben, konstatiert Ifo- Präsident Clemens Fuest. Die Aufwärtstendenz beim Geschäftsklima zeigt sich durch alle Branchen und ist damit erstmal eine gute Nachricht zum Ende des Jahres. Die Arbeitsplätze sind, auch bedingt durch den Fachkräftemangel, sicher. Damit ist doch alles in bester Ordnung- oder etwa nicht?

Dauerdruck

Was eigentlich ein Grund zur Freude sein könnte, kommt bei vielen Beschäftigten als Dauerdruck, Stress und Überstunden an. Die Aufträge müssen von immer weniger Mitarbeiter in der gleichen Zeit bearbeitet werden, die digitalen Prozesse sind oft so schlecht wie zuvor, genervte Kunden machen Telefonterror und ambitionierte Chefs bestehen auf gute year- end Ergebnisse und wollen den damit verbundenen Bonus nicht gefährden.

Augen zu und durch?

Bei den Kollegen und Kolleginnen, gebeutelt von Corona, Grippe, kranken Kindern oder Eltern, steigt die Belastungskurve steil nach oben an. Die Erschöpfung ist groß und so manch eine/r fragt sich:

Wie lange halte ich das noch durch? Will ich das alles noch?

Quiet Quitting

In den sozialen Medien dreht – als Antwort darauf- der Begriff vom „Quiet Quitting“ die Runde. Gemeint ist ein Arbeitsstil bei dem Mitarbeitende nicht mehr machen als das Minimum, das von Ihnen per Arbeitsvertrag erwartet wird. Dazu gehören keine Überstunden, keine extra Aufgaben oder Projekte. Diese Art „Dienst nach Vorschrift“ ist zwar nicht neu, soll aber inzwischen eine Protestform von Vertretern der GenZ sein, um auf die schlechten Arbeitsbedingungen und unzureichende Bezahlung hinzuweisen.


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Genervt im Job – persönliche Bestandsaufnahme

Und wie geht es Ihnen? Hand auf’s Herz.

Quiet Quitting ist nicht Ihr Ding, aber an Kündigung haben Sie auch schon gedacht? Sie sind genervt vom X-ten Change Projekt, den Neben- und Nachwehen des Mergers, den Verteilungskämpfen im Team, Konflikten mit Managern und Kollegen?

Und dann lesen Sie die News über den Fachkräftemangel, die vielen offenen Stellen und Ihre Wechselgedanken werden noch verstärkt? Ja, das könnte ein Grund sein dem aktuellen Arbeitgeber bye-bye zu sagen- muss es aber nicht. Bevor Sie Ihr Bewerbungsschreiben los senden, sollten Sie folgende Fakten kennen.

Die andere Seite der Medaille – Kürzung bei Mitarbeiter- Benefits

Laut aktuellen Umfragen des Business-Netzwerks Linkedin unter knapp 3.000 Führungskräften planen drei Viertel der Unternehmen die Benefits für ihre Mitarbeitenden zu kürzen bzw. haben das schon getan. Dies berichtet Haufe online. Auch die Arbeit aus dem Homeoffice steht zur Disposition, genauso wie die Kostenübernahme für die technische Ausstattung im Homeoffice, zusätzliche freie Tage oder Zuschüsse zu den Internetkosten, die durch die Arbeit zuhause entstehen. Deswegen: Schauen Sie sich einen potenziellen Arbeitgeber genau an und fragen gezielt nach den Plänen für das Jahr 2023, sonst könnte der Traumjob schnell zur Mogelpackung werden.

Welche Motivation haben Sie?

Ich empfehle Ihnen etwas Grundsätzlicher an das Thema “Frust im Job“ ranzugehen. Fangen Sie bei Ihrer eigenen Motivation an.

Fragen für die Selbstanalyse:

Haben Sie eine „weg von Motivation“ oder eine „hinzu Motivation“?

Tipp: Während die „weg von Motivation“ eher eine Vermeidungsstratgegie ist, nämlich Unangenehmes zu vermeiden oder davor wegzulaufen, geht es bei der „hinzu Motivation“ darum die Ziele für die Zukunft festzulegen. Deswegen beantworten Sie folgende Fragen

  • Was wünschen Sie sich generell von Ihrem Arbeitgeber?
  • Was brauchen Sie, um sich im Job wohlzufühlen?
  • Was ist Ihnen fachlich gesehen in Ihrem Job am wichtigsten?

Was sind Ihre Kernkompetenzen?

Tipp: Machen Sie eine Bestandsaufnahme und Liste Ihrer (harten und weichen) Kompetenzen? Wie fit sind Sie für den Arbeitsmarkt? Wer ist Ihre Konkurrenz bei den für Sie interessanten Stellenanzeigen? Überschätzen Sie sich vielleicht und denken andere Arbeitgeber sind weniger wählerisch in Zeiten von Fachkräftemangel? (Was im Übrigen nicht stimmt)

Was können Sie bei Ihrem aktuellen Arbeitergeber für sich ändern?

Tipp: Seien Sie ehrlich, was haben Sie schon konkret unternommen, um Ihrer Firma zu signalisieren, dass Sie unzufrieden sind? Geben Sie Ihrem Chef oder Chefin eine Chance nachzubessern?
Waren Sie in Ihrer Personalabteilung und haben nach internen Job- Angeboten oder Weiterbildungen gefragt? Ist die Unzufriedenheit genereller Natur oder gibt es konkrete Punkte oder Personen, die „nerven“? Sprechen Sie diese direkt an und klären mögliche Konflikte im Gespräch.

Über Geld kann man in Krisenzeiten nicht sprechen- oder doch?

Tipp: Fragen Sie Ihren Arbeitgeber wieviel ihm Ihre Leistung und Treue wert ist und erkundigen sich nach einer Gehaltserhöhung. Auch wenn Geld nicht dauerhaft motiviert, könnte es bei den steigenden Kosten ein schönes extra Bonbon sein.

In dem Sinne nutzen Sie die besinnliche Weihnachtszeit für einen Selbstcheck und gehen dann mit frischer Energie in das neue Jahr. Dafür wünsche ich Ihnen viel Erfolg.


Mehr erfahren:

Sie wünschen sich einen Sparringspartner für die Bestandsaufnahme? Sie wünschen sich Ideen und Input für den nächsten Karriereschritt? Dann sind die IPA- Experten für Sie da- fragen Sie gerne nach einem Business Coaching.


 

Kündigungen wegen Corona – diese Methoden gehen gar nicht

Die ersten Unternehmen überlegen, was nach Corona und der Kurzarbeit kommt. Kündigungen werden in vielen Fällen unausweichlich sein. Um hier aber einen größeren Imageschaden zu vermeiden, kommt es auf die richtige Methode an.

Wirtschaft ist in Aufruhr – vom Start-Up bis zum Konzern

Egal, ob Bosch, Siemens, ZF oder der Automobilzulieferer Conti – sie alle denken öffentlich über Personalabbau nach. Richtig hart erwischt hat es auch viele noch junge Unternehmen wie Clevershuttle, einen Sammeltaxi-Dienst und Ableger der Deutschen Bahn. Rund 850 von insgesamt 1.100 Jobs dürften hier bald dem Rotstift zum Opfer fallen.

Solche Horrorszenarien will Personalchefin Ariane Reinhardt von Conti unbedingt umgehen. Sie ist fest davon überzeugt, dass es auch anders geht und bringt die Absenkung der kollektiven Arbeitszeit ins Spiel. Die Idee: Wenn alle ein bisschen weniger arbeiten, müssen weniger Personen das Unternehmen verlassen.

Kündigungen nach der Krise hinauszögern

Auch die deutsche Start-Up-Szene versucht Kündigungen nach Corona wenn irgend möglich zu umgehen. Wo bitteschön kürzen, wenn ohnehin nur wenige Köpfe den Laden gerade so am Laufen halten? Also werden erstmal Etats zusammengestrichen und Einstellungsprozesse gestoppt. Statt wie bisher um Wachstum um jeden Preis geht’s jetzt ums nackte Überleben. Auch staatliche Rettungsprogramme  wie die Corona-Startup-Hilfen mit insgesamt 1,2 Milliarden Euro, die von VC-Fonds finanziert werden, werden daran wohl nicht allzu viel ändern.

Doch so sehr Betriebe aller Größe und Coleur Kündigungen nach Corona auch umgehen wollen – in vielen Fällen werden sie unausweichlich sein. Hierbei sollte jedes Unternehmen einige Punkte beachten. Sonst ist der Imageschaden Programm. Und das wird sich spätestens dann rächen, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Wer will schließlich bei einem Arbeitgeber anheuern, der in Krisenzeiten so richtig mies mit seinen Mitarbeitern umgesprungen ist?

Wir haben ein paar Tipps für das richtige Vorgehen für betriebsbedingte Kündigungen wegen Corona zusammengestellt.

1. jetzt schon an morgen denken

Exzellente (digitale) Köpfe sind weiterhin rar. Ohne die richtigen Leute in den Schlüsselpositionen werden viele Unternehmen künftig ihre Digitalisierungsprojekte nicht umsetzen können. Dennoch werden Unternehmen auch in diesen Bereichen Top-Mitarbeiter entlassen müssen. Das betrifft vor allen Dingen jene, die erst kürzlich mit viel Tamtam angeworben wurden. Jetzt müssen sie ziehen, weil sie als Letzte ins Unternehmen kamen.

Der Schock darüber dürfte groß sein. Für sie hat sich das Blatt auf dem Arbeitsmarkt von jetzt auf gleich gedreht. Waren sie es, die noch vor ein paar Wochen in Bewerbungsgesprächen ein Plus an Work Life Balance einforderten, die die 4-Tage-Woche hoffähig machten und das Home-Office lange vor Corona zum Must-Have erklärten, stehen sie nun mit dem Rücken zur Wand. So mancher Arbeitgeber zeigt in der Krise sein hässliches Gesicht und versucht die jungen Top-Talente schnellstmöglich wieder loszuwerden.

Vorsicht! Man sieht sich immer zweimal im Leben. Daher ist ein professioneller, wertschätzender Umgang mit Mitarbeitern Pflicht. Egal, wie sehr einem das Wasser selbst bis zum Halse steht. Eine Kündigung am letzten Tag der Probezeit oder ohne jede Vorwarnung – das geht zum Beispiel gar nicht.So stößt man Mitarbeiter direkt in ein schwarzes Loch. Fair wäre hingegen, die Belegschaft vorab offen und ehrlich über die Lage zu informieren und den Betroffenen in verschiedenen Gesprächen zur Seite zu Stehen. In einem sollte es zum Beispiel darum gehen, wie der Arbeitgeber seine scheidenden Kollegen bei der Jobsuche unterstützen kann.


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2. Freelancer – kein Anschluss unter dieser Nummer

Auch Freelancer müssen derzeit einstecken. Sie gehören nicht offiziell zur Company-Family, waren aber in den letzten Jahren immer da, wenn es darum ging, heiße Kohlen aus dem Feuer zu holen und  standen zur Verfügung, wenn andere Mitarbeiter längst im Feierabend waren. Freelancer kennen keine festen Arbeitszeiten, sind nicht an Tarife gebunden und sind höchstflexibel und oft sehr loyal. Doch gerade diese Flexibilität wird ihnen in der Corona-Zeit zum Verhängnis.

Plötzlich ist der Projektleiter nicht mehr ansprechbar, Termine werden ohne Nachricht abgesagt. Erst nach und nach drängt sich betroffenen Freelancern die bittere Gewissheit auf: „Ich bin raus.“ Die Alternative: Nicht alles canceln und ein kleines Budget als Zeichen des guten Willens und mit Blick auf die künftige Zusammmenarbeit zur Verfügung stellen. Ansonsten befinden sich Selbstständige im freien Fall – ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld I.

Wertschätzung für die geleistete Arbeit sieht anders aus. Unternehmen sollten bedenken: Sollten sie die Zusammenarbeit irgendwann wieder aufnehmen wollen, wie sieht diese dann aus? Von einem Vertrauensverhältnis kann ganz sicher nicht die Rede sein. Wenn der Freelancer dem Markt dann überhaupt noch zur Verfügung steht. Im schlimmsten Fall musste er sein Unternehmen nämlich in der Zwischenzeit dicht machen. So vergeben sich Unternehmen viele Chancen.

3. Kündigung per WhatsApp – unwirksam und unmöglich

Es geht aber noch doller, wie das nächste Beispiel zeigt: Eine Kündigung auszusprechen, ist eine unangenehme Sache. Mancher Arbeitgeber macht’s daher direkt schriftlich. Nach § 623 BGB bedarf die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses ohnehin der Schriftform. Gemeint ist jedoch ein Schreiben auf Papier, das vom Arbeitgeber offiziell unterschrieben wurde, aber bestimmt keine Kündigung per WhatsApp. Die ist aber nicht nur arbeitsrechtlich ein No Go, sondern auch auf der menschlichen Ebene.

Egal, ob Student oder Professional – dass sich der Arbeitgeber über eine elektronische Nachricht aus der Affäre ziehen will, wird bei diesen gar nicht gut ankommen. Und das fällt wie ein Bumerang auf das Unternehmen zurück. Denn die enttäuschten Kollegen werden ihrer Wut auf Social Media und auf Arbeitgeberbewertungsportalen Luft machen. Gar nicht gut für die Employer Brand! Also: Unbedingt miteinander reden!

Tipps, wie es besser geht

Fazit: Schlechte Kündigungen sprechen sich schnell herum und wirken sich lange negativ auf die eigene Arbeitgebermarke aus. Für betroffene Mitarbeiter sind sie ein Schock, der noch lange nachhallt und auf die Psyche drückt.

Wichtig ist:

  • Dem direkten Gespräch nicht aus dem Weg gehen
  • Offen und transparent die Gründe für Kündigungen zu benennen
  • Frühzeitig zu kommunizieren
  • Hilfe anzubieten
  • Ein offenes Ohr für die Sorgen der Kollegen zu haben

Ein wertschätzendes Verhalten gegenüber scheidenden Mitarbeitern wirkt sich auch auf die  bleibende Belegschaft aus. Sie sieht: Auch in Krisenzeiten lässt der Arbeitgeber niemanden allein. So wird die Motivation der restlichen Arbeitnehmer nicht leiden. Das wäre nach Corona möglicherweise der endgültige Todesstoß fürs Unternehmen.


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