Warum höfliche Gespräche oft die schlechtesten sind – Business Kommunikation
Warum höfliche Gespräche oft die schlechtesten sind
Oder: Wie ich lernte, dass „Das klingt interessant, aber…“ eigentlich „Nein, danke!“ bedeutet.
Letzte Woche saß ich in einem Meeting, in dem ein Team seine neuen Projektideen vorstellte. Die Präsentation war durchdacht, die Argumente schlüssig, die Diskussion konstruktiv. Das Team verließ den Raum sichtlich zufrieden mit den Reaktionen: „Das klingt interessant“, „Darüber sollten wir nachdenken“, „Lassen Sie uns das nochmal besprechen.“
Aber ich blieb mit einem Grummeln im Bauch zurück.
Irgendetwas stimmte nicht. Es hatte gefehlt: ein klares Ja oder Nein. Stattdessen nur höfliche Floskeln und vage Zusagen.
Die brutale Wahrheit: In 90% der Fälle bedeutet höfliche Zurückhaltung schlichtweg NEIN.
Das Phänomen der höflichen Ablehnung
Sie kennen das bestimmt auch: Sie verlassen ein Gespräch mit einem guten Gefühl, aber irgendwie nagt da etwas. Es gab weder ein klares Ja noch ein klares Nein. Stattdessen hören Sie Sätze wie:
- „Ich bin mir da nicht so sicher…“
- „Das müssen wir nochmal durchdenken…“
- „Lassen Sie uns ein andermal darüber reden…“
Hier die harte Realität: Diese Floskeln sind die Business-Version von „Wir bleiben in Kontakt“ nach einem ersten Date. Alle wissen, was gemeint ist – nur wir selbst wollen es nicht wahrhaben.
Meine 6 Strategien für echte Klarheit in der Business Kommunikation
Nach 25 Jahren in der Beratung und unzähligen „interessanten“ Gesprächen ohne Ergebnis, habe ich gelernt:
Klarheit ist kein Zufall, sondern eine Fähigkeit.
1. Die Zusammenfassungs-Falle
Statt am Ende zu fragen „Haben Sie noch Fragen?“, sage ich: „Lassen Sie mich zusammenfassen, was ich verstanden habe: Sie würden XY bevorzugen, ist das richtig?“
Resultat: Plötzlich wird konkret widersprochen oder bestätigt.
2. Die Ja/Nein-Offensive
Ich stelle bewusst geschlossene Fragen: „Stimmen Sie diesem Ansatz zu?“ oder „Sehen Sie das genauso?“
Warum das funktioniert: Menschen können schwerer ausweichen, wenn die Frage nur zwei Antworten zulässt.
3. Das Körpersprache-Radar
Längere Pausen, ausweichender Blickkontakt, plötzlicher Wechsel zu Small Talk – all das sind Warnsignale, die ich früher ignoriert habe, aber nichts Gutes bedeuten.
4. Die schriftliche Nachfassung
Nach jedem wichtigen Gespräch schicke ich eine E-Mail: „Hier die besprochenen Punkte. Bitte lassen Sie mich wissen, ob das Ihren Vorstellungen entspricht.“
Der Clou: Schriftlich sind Menschen oft ehrlicher als mündlich.
5. Das K.I.S.S.-Prinzip
Keep it short and simple. Je komplexer meine Erklärung, desto mehr Schlupflöcher für höfliche Ausreden.
6. Die Alternative-Frage
Bei wiederholtem Ausweichen frage ich direkt: „Was müsste anders sein, damit Sie zustimmen können?“
Die Wahrheit hinter den Worten erkennen
Abwesenheit von Zustimmung = Ablehnung.
Wenn nach Ihrer Präsentation nicht mindestens ein „Das überzeugt mich“ oder „So machen wir es“ kommt, dann haben Sie ein Nein erhalten – es wurde nur höflich verpackt.
Mein Rat: Hören Sie auf, höfliche Zurückhaltung als Vorstufe zur Zustimmung zu interpretieren. Es ist meist das Gegenteil.
Das finale Commitment
Am Ende jedes wichtigen Gesprächs stelle ich die Gretchenfrage: „Kann ich Sie als Unterstützer für diesen Vorschlag notieren?“
Keine Ausflüchte. Keine Interpretationsspielräume. Nur eine klare Antwort.
Mein Fazit für klare Business Kommunkation: Die besten Gespräche sind nicht die höflichsten, sondern die klarsten. Manchmal ist ein ehrliches „Nein“ der Beginn einer besseren Lösung.
Was ist Ihre Erfahrung mit höflichen Ablehnungen? Suchen Sie erfahrene Moderation oder Austausch auf Augenhöe für Ihr nächstes wichtiges Businnes Meeting? Sprechen Sie mich gerne an.